Jackal hatte nach dem Durchsuchen der Privaträume von Wingman als letzten Akt einer Idee die Bajonette der zerstörten Waffen an sich genommen, so hatte er zumindest einige kleine Waffen die er würde verteilen können, auch wenn er sich keine großen Hoffnungen machte, dass damit ein Kampf zu gewinnen wäre.
Doch war es besser als nichts, vielleicht besser als die blanke Hand.
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Probe Jegor: Parcour: Bestanden! (erleichtert)
Schwarz und abweisend ragte das ehemalige Anwesen des Patriarchen vor Jegor auf, Knochensplittern gleich ragten die geschwärzten Holzbalken in die Luft, es war wie ein Gerippe eines riesigen Lebewesens, welches nun hilflos und waidwund auf der Seite lag und in dessen Gedärme er nun einsteigen würde um Licht in das Dunkel zu bringen.
Die Tür bewegte sich knarzend und ließ sich problemlos öffnen, doch fiel ihm auf, dass am Boden so etwas wie ein Dietrich lag, als wäre er einem Angreifer aus der Tasche gefallen oder schlichtweg achtlos weggeworfen worden.
Wie schon zu „Lebzeiten“ des Gebäudes und seines Besitzers, lag die Empfangshalle vollkommen still da. Durch das Gewicht der von oben auf die Decke drückenden Balken, wirkte das gesamte Erdgeschoss ein wenig drückender, Jegor musste jeden Moment damit rechnen, dass die Decke des Erdgeschosses einbrechen und ihn unter Tonnen von Schutt, Unrat und verbrannten Besitztümern vergraben würde, ein Tod, als wäre er in einem legendären Goldschatz erstickt…
Die Fenster waren früher oft verhangen gewesen, nun waren die Vorhänge verbrannt, doch noch immer war es vollkommen dunkel, da nun Asche die Scheiben beschlagen hatte und einen dichten, schmiergien Film bildete, der keinerlei Licht oder gar die Sonne durchlassen wollte. Trotzdem war es keinesfalls kühl, im Gegenteil, das Feuer, welches schwelend noch in einigen Ecken des Hauses kokelte und die Hitze durch die Brände draußen, hatten das Haus eher in einen Backofen verwandelt.
Vorsichtig, kein überflüssiges Geräusch verursachend, schlich Jegor weiter, vorbei an einem uralten Flügel, der leichte Schmauchspuren aufwies. Er konnte grade widerstehen, keine Taste anzuschlagen, doch er musste schlichtweg weniger befürchten, damit einen Geist zu wecken denn die marode Decke zum Einsturz zu bringen. Er ging an der Küche vorbei, wo er die erste Leiche fand. Ein junges Mädchen in einer Schürze, die Kehle durchgeschnitten, doch keinerlei Spuren an ihrem Rücken.
Sie lag wie schlafend ausgestreckt am Boden, vor ihr auf dem Herd verbranntes Fleisch und die Reste einer Suppe, deren dick eingebrannte Reste wie Kohle in dem Topf wirkten.
Er sah sich um, die Küche wirkte so friedlich und zerstört zugleich wie alles Andere, doch eine offene Schranktür erregte seine Aufmerksamkeit. Er warf einen Blick hinein und sah diverse Dosen und Behältnisse dort stehen, Rattengift, Pestizide, Insektengift, alles sauber beschriftet und aufgereiht, als würde es sich um eine Gewürzsammlung handeln. Und es war ob der kreisrunden Lücken in der Staubschicht deutlich zu erkennen, dass einige der Dosen fehlten.
Die nächsten Zimmer waren vollkommen verbrannt und ohne Interesse, in einem der letzten Zimmer konnte der Mann jedoch abermals zwei Personen finden, die in getrennten Betten lagen und auch hier vollkommen friedlich gestorben waren. Im Schlaf verbrannt, auch hier waren die Flammenspuren eindeutig – ein eher zögerlich züngelnder Brand denn ein beginnendes Inferno, normalerweise würde eine gesunde, wache Person fliehen können und normalerweise wäre auch für eine schlafende Person genug Zeit gewesen zu fliehen. Das Mysterium ließ sich nicht lösen…
Also lenkte Jegor seine Schritte weiter und fand das große edle Schlafzimmer des Hausherren vor. Die Tür war zerschmettert, zerborsten, wie von einer Axt zerstört. Das Bettzeug war durchwühlt und es stank nach… Exkrementen, wie Jegor verwundert feststellte. Er fand auch die entsprechende Ursache, es wirkte, als hätte sich der Darm des Hausherren auf seinem eigenen Laken entleert, möglicherweise vor Furcht, als ihm gewahr wurde, welches Schicksal ihn erwarten würde. Doch das war eine zu massive Abweichung vom bisherigen Prozedere der Angreifer. Jegor stellte sich vor, wie der Hausherr verzweifelt um Hilfe geschrien hatte, nicht wissend, dass seine Leibwache und seine Feldarbeiter bereits mit aufgeschnittener Kehle oder anders ihres Lebens beraubt darnieder lagen.
Der alte Mann hatte in relativem Luxus gelebt, wenn es derlei nach der Apokalypse überhaupt noch gegeben hatte, es gab mehrere Schränke, in denen ebenfalls Feuer gelegt worden war und somit seine Besitztümer zerstört wurden.
Interessant und definitiv nicht Teil der ursprünglichen Bausubstanz war eine Treppe hinter dem freistehenden Bett, die einstmals von einer Falltür versteckt worden war. Wahrscheinlich hatte darüber ein Teppich gelegen, der nun ebenfalls halb verkokelt zur Seite geschleudert worden war. Das Holz der Falltüre war brutal ebenfalls mit Axthieben zerstört worden, jemand hatte sich also gewaltsam den weiteren Weg gebahnt, die Treppe führte in die Dunkelheit, von unten war kein einziges Geräusch zu vernehmen.
Jegor schniefte einmal ob des seltsamen Gestanks, der von unten zu ihm drang und zündete dann ein paar Stoffbahnen an, die er als improvisierte Fackel um ein Stuhlbein band. So gerüstet machte er sich unerschrocken, doch wachsam an den Abstieg.
Er war einige Schritte nach unten gegangen, als ein plötzlicher Luftzug seine Fackel in dem Moment verlöschen ließ, in dem er unten wieder festen, gefliesten Boden unter den Füßen spürte.
Er schluckte schwer und sein Nacken fühlte sich an wie von tausenden Nadelstichen traktiert, als wollten die Dämonen der Hölle über ihn herfallen. Und dann hörte er ein leises, schauderhaftes Zähneklappern, ganz nah. Und das eindeutige, gutturale Schnappen und Röcheln durch verfaulte Stimmbänder, das den Untoten gemein war.
Mit nun zitternden Fingern und eiskalter Entschlossenheit, zündete er das Feuerzeug an und blickte direkt in das Antlitz eines Untoten, der ihn wütend und gierig anfauchte!
Schlohweißes Haar, lange und silbrig wie Spinnwebengespinst, umrahmten ein ledriges Gesicht ohne Nase, der schnappende Mund zuckte nach vorne und Jegor erschrak fast noch mehr über das metallische Klappern, als der Kopf gegen dicke Gitterstäbe sich drückte. Er hielt die Fackel höher und konnte erkennen, dass der gesamte Keller aus einer Reihe von Zellen bestand, alle waren mit Gitterstäben abgesichert.
George Floyd-Williams hatte ein Gefängnis unter seinem Haus gebaut und so wie es schien, sprichwörtlich Leichen im Keller gehabt.
Direkt vor ihm befand sich die größte Zelle, diese war auf perverse Art und Weise wie ein Wohnzimmer eingerichtet, jedoch relativ altbacken, selbst für Verhältnisse von vor dem großen Zehren schon eher großmütterlich. Ein großer Tisch befand sich dort, ebenso Stühle und der Rest des Raumes war anscheinend schiere Deko, denn dicke Ketten und stählerne Halskrausen verrieten, dass die Untoten, die sich George hier „gehalten“ hatte, mit Ketten so drapiert worden waren, dass sie wie eine glückliche Familie einträchtig am Mittagstisch gesessen waren. Doch nun stand die Zellentür offen und die meisten Ketten waren leer. Bis auf die eine Kette, an der noch die alte mumifizierte Frau hing, die ihn mit klappernden Kiefern anraunte und ihr Gesicht gegen die Stäbe drückte, als wolle sie sich zweiteilen, um ihn doch fressen zu können.
Nun war Jegor klar, warum im Hause der Floyd-Williams immer vollkommene Stille geherrscht hatte, warum der alte Mann so vehement darauf bestand, nur mit Socken durch das Haus zu schleichen. Jedes Geräusch, jeder Ruf, sogar jedes Lachen hätte die Untoten im Keller verrückt gemacht. Und es schien, als hätte George hier seine Familie versammelt gehabt.
Die Fackel neigte sich dem Ende zu und Jegor inspizierte schnell zwei weitere, leere Zellen und dann eine dritte, in der sich Decken befanden. Und eingetrocknetes Blut am Boden. Eine zerknüllte Dose Cola stand neben einem Teller voller verschimmelten Essens, Brot und Obst. Auch diese Zelle war nun offen, doch hatte sie offensichtlich einen Lebenden beherbergt. Jegor musste sich anstrengen, um die Zeichen am hinteren Teil der Zelle zu erkennen, es sah aus, als wäre es mit Blut geschrieben und er konnte nur den Schriftzug „Raou“ erkennen.
Und dann hörte er über sich ein gefährliches Knirschen, das Dach schien instabil zu werden und ihm war klar, dass er nur noch wenig Zeit haben dürfte, bevor das Gebäude der Einsturz drohte…
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Lancaster hatte noch immer Wut im Bauch, als er zu seiner Heimstatt zurück kehrte. Er war verwundert und stutzte, vielleicht fast ein wenig dankbar, als er sein Zelt vollkommen unversehrt vor sich sah.
Alleine dies hätte ihm schon Warnung genug sein müssen, denn als er die Plane seines Zeltes zurück riss, um einen Blick hinein zu werfen, stockte ihm der Atem.
Diese Wahnsinnigen hatte eine Kuh getötet und sich die Mühe gemacht, den Leichnam in sein Zelt zu schieben und zu stopfen.
Das hier war kein dummdreister Akt der Aggression, es war eine Warnung, eine Botschaft, man hatte ihm damit etwas sagen wollen.
Das schien klar, genau wie die seltsame Puppe aus Holz, die auf der Kuh sitzend drapiert wurde, gekleidet in schwarzes Stoffgewand und mit einigen Strähnen gelber Fäden als blondes Haar. Auf ihn wirkte es, als würde die Puppe ihn aus toten Knopfaugen mustern und verspotten, der genähte Mund dabei zu einem höhnischen Grinsen verzogen…
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So sehr Haile versuchte, in die schimmernd schwammige Erinnerung ihrer Gedanken zurückzukehren, um sich die Zeit im Tempel vorzustellen, es war ihr nicht möglich, sich an eine andere Kultistin mit blonden Haaren zu entsinnen.
Die meisten Hohepriester trugen ihre Haare schwarz, die einfachsten Priester hatten sich die Köpfe geschoren um das Geschenk zu empfangen.
Aber sie wusste schon immer und hatte es gespürt, dass ihre Haare als etwas ganz Besonderes angesehen worden waren.
Manche der Diener im Tempel wurden mit wimmelnden Maden im Mund begraben, wenn sie es gewagt hatten, ihr Haar zu berühren. Und Andere mussten sterben, weil es zu wenig Diener gab, denn die meisten der Diener waren ihr unterstellt gewesen, obschon sie niemals einen Befehl von ihr befolgt hatten. Nur sich um ihren Leib gekümmert hatten, ihn gepflegt und eingerieben, ihr die Haare geflochten, das wunderschöne blonde Haar.
Von einem Apostel hatte sie auch gehört, in Zusammenhang mit diesen beiden Buchstaben! Wenn sie sich nur entsinnen konnte, was ihr an Information fehlte, um die Erinnerung vollständig zu machen. Doch es war, als würde das Schicksal sie nur auslachen…
Geändert von Daen vom Clan (30.09.2015 um 21:02 Uhr)